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04.06.2015

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Wider jede Vernunft

[MH]



Wäre die Welt ein großes Spiel, das nach Belieben neu aufgestellt werden könnte, befänden wir uns aktuell in der Situation, in der wir feststellten, dass an dem Spiel was falsch läuft.
Wir hatten das schon in anderen Spielrunden zuvor bemerkt, aber bevor wir richtig begreifen konnten, was daran faul ist, wurden einfach die Karten neu gemischt und die Trümpfe wieder an die gleichen Leute verteilt, die zuvor schon irgendwie unsauber zu spielen schienen.

Heute sind wir in der gleichen Situation, wie schon so oft zuvor. Die Parkstraße ist immer in Besitz der gleichen Leute. Das Glück einer „Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-Karte“ hat auch immer der, der zufällig alle Elektrizitätswerke besitzt. Und "nicht über Los gehen und keine 400 Euro einstreichen" ist jedem Hartz-IV-Bezieher auch bekannt. Hätte er mal fleißiger würfeln sollen.

Allerdings hat sich eine Sache in Bezug zu früheren Spielrunden massiv geändert: wir beginnen zu erahnen, dass es nicht alleine unsauber spielende Mitspieler sind, die mit immer gleichen Tricks ihre Taschen füllen und uns glauben lassen, wir haben einfach nicht gut genug gespielt. Nach etlichen Runden dieser kranken Mischung aus Monopoly und Poker, in denen wir selbst versuchten den ein oder anderen Trick anzuwenden, um wenigstens einmal auch etwas von dem Preisgeld abzukassieren, bemerken wir, dass vielleicht die Regeln des Spiels das Problem sind, warum wir es nicht gewinnen können. Denn die Regeln sehen das gar nicht vor.

Wir betrachten uns die Regeln und sind uns einig: wir brauchen eine Vereinbarung, die gleiche Chancen und gerechte Möglichkeiten bietet. Also irgendetwas, was in der Ursprungs-Idee des Spieles doch stecken muss, nicht wahr? Wozu sonst sollte man es erschaffen haben?

Aber wir finden nichts. Was wir finden, sind Hintertürchen, Ausnahmeregelungen, geheime Absprachen, Ausspähungen, organisiertes Falschspiel, gekaufte Mitspieler, bedrohte Existenzen, zerschlagenes Mobiliar und vergiftete Atmosphären. Und das alles von den Spielregeln gestützt.

Wie groß war der Schlag ins eigene Gesicht, als wir erkannten, dass nicht die Mitspieler und auch nicht die Spielregeln alleine das Problem sind.

Das Problem ist das Spiel selbst!

Bis ins Mark erschrocken sind wir plötzlich ohne Halt und ohne Boden. Denn alles, wofür wir lebten, war, wenigstens EINMAL in diesem Spiel der Gewinner zu sein. Nur ein einziges Mal!

War es nicht das erklärte Ziel des Spieles, zu gewinnen? Und dann vielleicht weiter hinzu zu gewinnen und zu wachsen? Und wenn es nur das Ego ist, das wächst?
Ist das nicht Ziel jedes Spiels?

Und jetzt bemerken wir, dass das Spiel selbst jeden Bereich unseres Lebens vereinnahmt hatte und selbst seine Regeln keine Regeln sind, sondern nur Legitimation und Monopolisierung derer, die diese Regeln ohnehin nach Belieben verändern können.

Würden wir ein solches Spiel noch weiter spielen wollen? Würden wir auch nur im Geringsten annehmen, dass irgendwo vielleicht eine klitzekleine Chance versteckt sein könnte, dass man es DOCH schafft?
Und würden wir weiter spielen, wider jede Vernunft, würde man uns nicht zurecht als krank bezeichnen, einem Irrglauben verfallen, wahnsinnig vielleicht?

Und so spielen wir alle weiter das immer gleiche Spiel, längst wissend und nicht nur erahnend, wo der Fehler sitzt. Wir wissen, dass das Spiel aus ist. Wir wissen, dass es keinen Sinn macht, es weiter zu spielen und zu hoffen, dass sich im Regelwerk was ändert, auf das wir eh keinen wahren Einfluss haben.
Wir wissen all das.

Wäre die Welt ein großes Spiel, das nach Belieben neu aufgestellt werden könnte, würden wir das Spiel beenden. Die reine Vernunft würde das gebieten.

Und wären wir noch Kinder, würden wir auf das Spiel pfeifen und raus ins Grüne schaukeln gehen und neue Spiele erfinden. Einfach so, weil wir es könnten.



 

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