.

04.09.2015

INHALTE >

Stellt Euch vor, es ist Krieg
[HR]


Du bist 10 Jahre alt, es gibt Voralarm.

Dein Köfferchen steht bereit. Deine Mutter hat die Ruhe weg. Ein Kuchen steht im Ofen, sie will ihn noch rausholen. Du gehst schon mal vor. Du hast Angst!
Du beeilst dich, da gibt es auch schon den Hauptalarm. Jetzt ist es höchste Zeit in den Bunker zu kommen. Kurz davor fällt eine Bombe und zwei Jungen fliegen durch die Luft und die Überreste bleiben in einem Baum hängen.
Du rennst so schnell du kannst und betest zu Gott, dass du es noch rechtzeitig schaffst. Kurze Zeit später siehst du vom Eingang des Bunkers, wie deine Mutter und Schwester angerannt kommen und sich gerade noch in die Hecken werfen können, sonst wären sie jetzt auch tot.

Eine von unzähligen Erlebnissen aus dem zweiten Weltkrieg.

Das zehnjährige Mädchen erlebt aber noch viele weitere schreckliche Situationen, bevor der Krieg zu Ende ist. So muss es auch mitansehen, wie vor ihren Augen ein KZ-Häftling erschossen wird, weil dieser um ein Glas Wasser bittet.
Geburtstage und Weihnachten werden ebenfalls im Bunker verbracht. Das gepackte Köfferchen ist schon unzählige Male in diese sichere Behausung gewandert.


 

Stell dir vor, du bist ein Junge von 10 Jahren.

Eines von vielen Kindern , das mitten im Krieg einfach eingesammelt wird.

In offenen Waggons werden sie nach Thüringen oder ins Allgäu gebracht, da es hier im Saarland zu gefährlich wurde. Die Eltern wurden gar nicht gefragt. Es geschah einfach.
Du bist mit 5 anderen Jungs unterwegs, Soldaten begleiten Euch. Dann geschieht es wieder: Fliegeralarm. Bomben fallen. Du springst mit den Soldaten in einen Schützengraben. Die Soldaten werden getroffen und fallen tot auf dich drauf. Du liegst da unter toten Soldaten, bekommst kaum noch Luft. Du bist erst zehn und musst solch ein furchtbares Leid ertragen. Kurz vor Ende des Krieges werden die Kinder zurück in das verwüstete und zerbombte Saarland gebracht.


 

Dies ist keine erfundene Geschichte. Dieses Mädchen und dieser Junge waren meine Eltern.
Fragt Eure Eltern und Großeltern – die letzten Zeitzeugen, die damals noch Kinder waren – wie sie den Krieg erlebt haben.
Meine Eltern sind jetzt beide über 80 Jahre alt. Ich habe zum ersten Mal von meinem Vater sein schrecklichstes Erlebnis erfahren, und auch nur, weil zur Zeit wieder überall Krieg herrscht und er wieder so real wird, und mein Vater ein Glas Wein zuviel getrunken hatte. Man sah ihnen an, dass es sehr schwer fiel, darüber zu reden. Dieses traumatische Erlebnis begleitet sie nun schon seit über 70 Jahren. Obwohl sie fast nie darüber erzählt haben, ist diese Erinnerung da, und wird auch immer da sein.

Deshalb fragt Eure Verwandten, wie sie den Krieg erlebt und überlebt haben. Ich möchte nicht solche Kriegserlebnisse haben, ich möchte nicht, dass meine Kinder in solch einer Gefahr leben müssen, dass sie jeden Tag um ihr Leben fürchten müssen.
Und doch gibt es heute viele viele Kinder, die diesen schrecklichen, traumatischen Erlebnissen ausgesetzt sind. Die mitansehen müssen, wie ihre Eltern erschossen werden – oder umgekehrt: Eltern die mitansehen müssen, wie ihre Kinder getötet werden.

Was mich dabei am meisten betroffen macht: Dass die heutige Generation gar nicht mitfühlen kann, wie es ist, wenn Krieg herrscht. Und dann gibt es Menschen, die Flüchtlinge verjagen, beschimpfen, bespucken, ihnen drohen, Anschläge auf sie verüben, nur weil sie aus diesem furchtbaren Krieg zu entkommen versuchen, weil sie ihre Familie in Sicherheit bringen.
Wie unmenschlich kann man denn nur sein. Ihr solltet Euch schämen. Wenn es hier Krieg geben würde, dann wäret Ihr die ersten, die wegrennen und sich in einem sicheren Land verstecken würden.


 

Stellt Euch vor, es ist Krieg und Ihr müsst das erleben, was die vielen Flüchtlinge durchmachen müssen. Alles stehen und liegen lassen, deine Heimat verlassen, in ein fremdes Land kommen, in dem keiner Deine Sprache spricht. Man verachtet dich, bespuckt dich, droht dir und will dich wegjagen. Du fliehst vor dem Krieg und kommst in den nächsten Krieg, dafür hast du alles aufgegeben?
Denkt mal darüber nach! Schließt die Augen und lasst diesen Film an Euch vorüberziehen. Stell Euch vor, Ihr seid mitten in diesem Chaos und könnt ihm nicht entkommen. Vielleicht ändert sich dann Eure Sichtweise auf die vielen Flüchtlinge, die aus diesen Kriegsgebieten fliehen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind, die einfach nur Sicherheit suchen.

Lasst Eure Wut nicht an diesen armen Menschen aus, richtet Eure Wut an all diejenigen, die dafür sorgen, dass es Krieg gibt, an all die Regierenden, die für diese Kriege verantwortlich sind, an die Waffenindustrie, die Ex- und Importeure der Waffen.


 

Keine Kriege – keine Flüchtlinge.
Niemand müsste seine Heimat verlassen.

 


 

Zurück zum Archiv

 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden