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13.05.2015

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Der Kampf gegen den Kommunismus – Strategie der Spannung?

[MH]

-Teil 2-

 

Nach dem Scheitern der „Invasion in der Schweinebucht“ (1961) suchte die US-Regierung nach subtileren Methoden der versteckten Kriegsführung.

Bereits unter der Leitung Dwight D. Eisenhowers entwickelte das US-Militär mit der „Operation Northwoods“ einen Plan, selbst inszenierte Terroranschläge, also Attentate unter falscher Flagge gegen den zivilen Luft- und Schifffahrtsverkehr innerhalb des eigenen Landes, zu begehen, die dann Fidel Castro in die Schuhe geschoben werden sollten, um so die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Eine Invasion Kubas sollte auf diese Weise breite Zustimmung durch die amerikanische Bevölkerung finden. Und wenn die Bedrohung der Bürger Amerikas durch kubanische Anschläge groß genug ist, wird letztendlich auch die gesamte Weltbevölkerung dieser geplanten Invasion beipflichten.

So der Plan.

 

Als Hauptverantwortlicher der Planung zeichnete sich General Lyman L. Lemnitzer aus, damals Chief of Staff of the Army. Die Existenz dieser Pläne wurden allerdings erst im Jahre 1997/98 durch den „Freedom of Information Act“ bekannt.
Lemnitzer wurde 1962 Oberkommandeur der NATO in Europa, nachdem der Nachfolger von Eisenhower (JFK) sich gegen die „Operation Northwoods“ aussprach und Lemnitzer das Vertrauen des Präsidenten verlor.
Erstaunlicherweise wurde derselbe General nach Beendigung seines aktiven Dienstes Mitglied der „U.S. President's Commission on CIA activities within the United States, besser bekannt als Rockefeller-Kommission, die sich zur Aufgabe machte, fragwürdige Aktivitäten der CIA innerhalb der USA zu untersuchen.

Zu den geplanten Attentaten der „Operation Northwoods“ gehörten:

- Anschläge auf kubanische Flüchtlinge
- Zerstörung amerikanischer Militärbasen
- Zerstörung (oder Simulation einer Zerstörung!) eines Flugzeuges gefüllt mit Studenten auf dem Weg in die Ferien
- Einzelne Terrorakte in verschiedenen amerikanischen Städten
- Verbreitung von Desinformation durch Radiosender
- Zahlreiche Abschüsse und Anschläge auf die zivile Luft- und Schifffahrt.

John F. Kennedy war nicht bereit, diese Pläne mitzutragen und sprach sich entschieden dagegen aus. Bereits im April des Jahres 1961 hielt Kennedy vor den großen Zeitungsverlegern der USA eine Rede und richtete einen Appell an die Medien, das Volk auch angesichts des Kalten Krieges wahrheitsgemäß zu informieren. [1]

 

In seiner Rede gibt er deutlich Auskunft über seine Meinung zur Geheimhaltung:

Allein das Wort Geheimhaltung ist in einer freien und offenen Gesellschaft unannehmbar; und als Volk sind wir von Natur aus und historisch Gegner von Geheimgesellschaften, geheimen Eiden und geheimen Beratungen.“

 

Kennedy war sich der großen Bedrohung für Freiheit und Demokratie bewusst und redete ohne Umschweife von Verschwörungen, die weltweit und im Verborgenen ihre Macht ausdehnen:

Denn wir stehen rund um die Welt einer monolithischen und ruchlosen Verschwörung gegenüber, die sich vor allem auf verdeckte Mittel stützt, um ihre Einflusssphäre auszudehnen – auf Infiltration anstatt Invasion; auf Unterwanderung anstatt Wahlen; auf Einschüchterung anstatt freier Wahl; auf nächtliche Guerillaangriffe anstatt auf Armeen bei Tag.

Es ist ein System, das mit gewaltigen menschlichen und materiellen Ressourcen eine eng verbundene, komplexe und effiziente Maschinerie aufgebaut hat, die militärische, diplomatische, geheimdienstliche, wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Operationen kombiniert. Ihre Pläne werden nicht veröffentlicht, sondern verborgen, ihre Fehlschläge werden begraben, nicht publiziert, Andersdenkende werden nicht gelobt, sondern zum Schweigen gebracht, keine Ausgabe wird infrage gestellt, kein Gerücht wird gedruckt, kein Geheimnis wird enthüllt. Sie dirigiert den »Kalten Krieg« mit einer, kurz gesagt, Kriegsdisziplin, die keine Demokratie jemals aufzubringen erhoffen oder wünschen könnte…“



Die NATO-Connection

1950, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, errichtete die NATO in Zusammenarbeit mit CIA und MI6 eine geheime Armee, die mittels verdeckter Operationen gegen die Zivilbevölkerung das Volk dazu bringen wollte, den Staat um mehr Sicherheit sprichwörtlich anzuflehen.
Man errichtete sogenannte
Stay-Behind-Truppen, bestehend aus Mitgliedern militärischer Spezialeinheiten, Nachrichtendiensten und Rechtsextremen. Ihre Aufgabe war es, im Falle einer Invasion durch Truppen des Warschauer Paktes mittels europaweit angelegter geheimer Waffenarsenale Widerstand leisten zu können.
Zahlreiche Bombenanschläge, bei denen etliche Menschen ums Leben kamen, gehen auf das Konto von
Attentaten unter falscher Flagge. Rechtsextremisten verübten Anschläge, um sie ihrem politischen Gegner anzulasten, weil die NATO befürchtete, dass ein Einzug von Kommunisten in die Parlamente ihre Macht von innen heraus schwächen könnte.

Vincenzo Vinciguerra, ein italienischer Rechtsextremist und beteiligt an einem Bombenattentat im Jahre 1972, bei dem 3 Carabinieri starben, sprach in einem Interview mit dem Guardian offen über die Strategie der Spannung:

Man musste Zivilisten angreifen, Männer, Frauen, Kinder, unschuldige Menschen, unbekannte Menschen, die weit weg vom politischen Spiel waren. Der Grund dafür war einfach. Die Anschläge sollten das italienische Volk dazu bringen, den Staat um größere Sicherheit zu bitten. […] Diese politische Logik liegt all den Massakern und Terroranschlägen zu Grunde, welche ohne richterliches Urteil bleiben, weil der Staat sich ja nicht selber verurteilen kann.“ [2]


Er stellte damit deutlich heraus, dass es sich nicht um einzeln operierende terroristische Organisationen handelte, sondern dass diese viel mehr unter staatlicher Aufsicht und unter staatlichem Schutz durchgeführt wurden.

Der Weg des Terrors wurde von getarnt agierenden Personen verfolgt, die zum Sicherheitsapparat gehörten, oder die durch Weisung oder Zusammenarbeit mit dem Staatsapparat verbunden waren. Jede einzelne der Gewalttaten nach 1969 passte genau in ein einheitliches, organisiertes Schema […] Die Avangarde Nazionale wurde ebenso wie der Ordine Nuovo für einen Kampf mobilisiert, der Teil einer antikommunistischen Strategie war. Diese entstammte nicht etwa staatsfernen Institutionen, sondern dem Staatsapparat selbst, genauer dem Bereich der Verbindungen des Staats zur NATO.“ [2] [3]


Die Geschichte von Gladio und den Stay-behind-Armeen beginnt bereits in den frühen Fünfziger-Jahren. Nur ein sehr gut kontrolliertes Informationsnetz konnte dazu beitragen, dass die Tätigkeiten der geheimen NATO-Truppen bis in die Neunziger-Jahre geheim gehalten werden konnten. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen nationalen Geheimdiensten unter militärischer Befehlsgewalt geheimer Kommandostellen direkt im NATO-Hauptquartier SHAPE und die zentrale Rolle geheimer Logen, wie Propaganda Due oder der rechtsextremen Avanguardia Nazionale, kann daher als „Verschwörung“ im eigentlichen Sinne verstanden werden, die zudem in der Lage war, all die Aktivitäten über Jahrzehnte geheim zu halten.
Die Verbindungen zur CIA und der verdeckten Operation „Demagnetize“, die seit 1948 in Italien und Frankreich beginnend stattfand und deren Dauer unbekannt ist, liegen für viele auf der Hand. Aufgabe der Operation war es, den wachsenden Einfluss kommunistischer Parteien einzudämmen. Hierzu nutzte die CIA alle ihre guten Kontakte zu anderen Geheimdiensten, Militär, Politik und Wirtschaft.

Die Spuren verdeckter Operationen unter falscher Flagge führen zurück bis in die jüngste Nachkriegsgeschichte. Die Verbindungen zwischen Geheimdiensten, Militär, Politik, Wirtschaft, rechtsradikalen Organisationen und Geheimlogen lassen Spekulationen über ein weitreichendes Netzwerk staatlich gestützter, terroristischer Aktivitäten nicht nur zu, sondern diese Annahme drängt sich geradezu auf. Viel mehr beweisen die nun bekannten Sachverhalte, dass eine Geheimhaltung über Jahrzehnte sehr wohl möglich ist und und letztlich nur nach dem „need-to-know“-Prinzip abläuft. So ist sicher gestellt, dass wahre Hintergründe und Drahtzieher vielleicht nie bekannt werden, da die Rückverfolgung durch fehlende Dokumentation nur sehr schwer bis unmöglich ist.


Welche Bedeutung und Substanz Geschehnisse der jüngsten Zeitgeschichte in diesem Zusammenhang haben, muss auch hier wieder dem Urteil des Lesers selbst überlassen werden.



Quellen:

[1] JFK Secret Societies Speech:
https://www.youtube.com/watch?v=zdMbmdFOvTs
Rede im Originaltext:
http://www.jfklibrary.org/Research/Research-Aids/JFK-Speeches/American-Newspaper-Publishers-Association_19610427.aspx

[2] Daniele Ganser, Nato Geheimarmeen und ihr Terror:
http://www.php.isn.ethz.ch/news/mediadesk/documents/bund_20_12_2004.pdf

[3] The Guardian 12/ 5. Dezember 1990, S. 12:
http://www.cambridgeclarion.org/press_cuttings/vinciguerra.p2.etc_graun_5dec1990.html

 


 

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