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14.05.2015

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Hartz IV, mein Kind und ich

[MR]

  

Unverschuldet in Hartz IV zu rutschen ist keine schöne Sache. Das kann schnell gehen, wie in meinem Fall: Ehe kaputt, ein Kleinkind, keine Arbeit und dazu noch kein Auto.

Nun gut, sagt man sich, das schafft man schon.
Aber welche Steine einem von verschiedenen Stellen in den Weg gelegt werden, selbst von Freunden, die dann plötzlich keine mehr sind, wenn man „die Frechheit besitzt“, vom Staat Geld zu bekommen, ganz zu schweigen davon, wie man es wagen kann eine Ehe zerbrechen zu lassen, ist eigentlich ungeheuerlich.

Jetzt nach einigen Jahren des Hartz IV-Bezuges und verschiedenen Maßnahmen, kann ich für mich definitiv sagen, dieser Weg ist kein leichter. Viele Dinge über die man bisher nichts wusste, muss man sich mühsam aneignen.

Was muss ich tun, wohin wende ich mich? Was KANN ich überhaupt tun?

Alles Dinge, über die man sich zuvor im Familienverbund keine Sorgen zu machen brauchte. Und nun steht man da, alleine, muss auf die verschiedenen Ämter gehen von A nach B über Y bis Z, um dann bei A den ganzen Kram nochmal von vorne beginnen zu lassen.
Leider gibt es keine Möglichkeit an einer Stelle alles zu regeln. Alleine gelassen muss man sich um Kind, Haushalt, Jobcenter, Krippenplatz, Schule, Wohnungssuche, Anträge, Jugendamt, Anwälte, dem Gericht und diverse andere Dinge gleichzeitig kümmern, denn sonst kommt man ja seiner Meldepflicht nicht nach, wird sanktioniert und bekommt in manchen Fällen einfach kein Geld mehr.

Das alles ist in meinen Augen fatal, wenn man dann noch nicht mal weiß, mit wem man zuerst sprechen muss, um das alles ins Laufen zu bringen.

Hinzu kommt, dass man als Mutter dann noch gezwungen wird, sein Kind schnellstmöglich in eine Krippe/Kindergarten zu stecken, um sich Arbeit zu suchen.
Das war so nicht mein Plan.
Mein Kind sollte so lange wie möglich die „Nestwärme“ spüren, doch durch die Logik des Systems wird man als Mutter entmündigt und
muss sein Kind in fremde Hände geben, damit irgendeine Statistik stimmt.
Zum Haare raufen.

Jetzt, wo bei mir die Sachen alle geregelt laufen, kann ich nur noch sagen, verdammter Mist, das war hart und ist es immer noch. Denn auch wenn alles läuft, muss man immer noch Hürden nehmen, die meist sehr hoch sind.

Der Alltag gestaltet sich schwierig, da viele sich die Frage stellen „Warum ich, was habe ich falsch gemacht?“
Und das Schlimmste daran ist, dass man dann obendrein von der Gesellschaft nieder gemacht wird, als Schmarotzer, als faules Pack.
Viele habe ich daran zerbrechen sehen.
Und das sind nur ein paar der Ausdrücke, die auch ich mir über die Jahre hinweg habe immer wieder anhören müssen.
Dabei habe ich mir dieses Leben mit meiner „Familie“ anders vorgestellt. Ich habe nie gewollt, dass ich heute hier sitze und schreibe, was ich mit Hartz IV erlebt habe, geschweige denn überhaupt von Hartz IV leben zu müssen und gezwungen zu sein, mich immer und immer wieder komplett nackig zu machen, wie man so schön sagt. Von kompletten Kontoauszügen, bis hin dazu wie meine private Lebenssituation aussieht.

Viele sind der Meinung, dass man das ja muss, da man ja schließlich alles vom Staat finanziert bekommt.
Okay, nur zu welchen Bedingungen?
Keiner möchte doch ausgefragt werden, ob man einen Partner hat, ob Besuchskontakte mit Vater und Kind bestehen. Keiner möchte in Maßnahmen gesteckt werden und jede Zahlung auf dem Kontoauszug rechtfertigen.
Da geht die eigene Freiheit flöten.
Und das finde ich nicht in Ordnung, denn weder habe ich mir das ausgesucht, noch kann ich etwas daran ändern, wenn ich keine Arbeit finde, da man mich als Alleinerziehende nicht einstellen mag, die ja oft die Betreuungszeiten nicht dem Arbeitsplatz anpassen kann oder die eigene Ausbildung nicht passt oder Krankheit gewisse Einschränkungen verlangen. So etwas ist einfach nicht vorgesehen, wird einfach ignoriert.

Egal wie man es dreht und wendet, Hartz IV ist kein Zuckerschlecken.
Und ich hoffe und wünsche jedem, dass das Leben trotz allen Widrigkeiten schöne Momente liefert. Lasst Euch nicht unterkriegen und vor allem: IHR seid nicht alleine.
Und wenn Ihr Hilfe braucht, holt Sie euch. Fragt andere Menschen, verbindet euch und tauscht euch aus. Aber lasst euch nicht klein kriegen!




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