16.05.2015
Monsanto – Inbesitznahme der Natur?
[MH]
Die Geschäftspraxis von Monsanto ist so simpel, wie genial:
Monsanto produziert und patentiert genetisch veränderte Pflanzen, die beispielsweise resistent gegen bestimmte Krankheiten sind. Mit einem gigantischen Einfluss auf Politik, Wissenschaft und Wirtschaft werden diese Produkte vermarktet. Diese transgenen Pflanzen weisen aber andere Schwächen auf, für die Monsanto ganz zufällig natürlich ein patentiertes Mittel hat, dass die Bauern dann anwenden müssen.
Cross-Selling (oder zu deutsch: Querverkauf) nennt man so etwas und ist nichts weiter als Vertriebsstrategie zur Gewinnmaximierung.
Da Monsanto die Patente auf die Pflanze hält, darf der Bauer sie nicht nachziehen und auch keine Ernteanteile zwecks Wiederaussaat zurückhalten – unter Strafandrohung! D. h. er ist gezwungen das Saatgut immer wieder bei Monsanto einzukaufen und natürlich auch die notwendigen Pflanzenschutz-Mittel dafür.
Und kommt der Bauer nun auf die Idee, auf Monsanto-Saatgut zu verzichten und anderes Saatgut zu verwenden, stellt er fest, dass die Böden mit Monsanto-Giften so verseucht sind, dass nichts anderes mehr ordentlich wächst – außer natürlich, wie soll es anders sein, Monsantos-Saatgut.
Um einen solchen Boden zu dekontaminieren bedarf es einiger Jahre.
Zeit die sich kein Bauer unter heutigem Wirtschaftsdruck leisten kann.
Mehr zu Monsantos-Machtstrategien hier: http://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/gentechnik/monsantos-machtstrategien-unternehmensaufkaeufe-ein-report
Eine Sicherheit der so hergestellten Lebensmittel aus transgenen, mit Pestizid und Herbizid behandelten Pflanzen, hormoninduzierten Wachstumssteigerung bei Tieren und den verschiedenen Chemikalien, die unserer Nahrung beigemischt werden, muss sehr stark angezweifelt werden. Langzeitstudien, die die Sicherheit nachweisen gibt es nicht. Die Auswirkungen auf alle Organismen dieses Planeten sind unbekannt, können aber als fatal eingeschätzt werden.
Der Einfluss auf Politik, Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ist gigantisch und 90% aller Patente auf gentechnisch veränderte Organismen liegen bei Monsanto, was alleine schon ein sehr bedenklicher Umstand ist.
Das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ sprach 1999 bereits von der Dominanz der „Corporate Science“. Wissenschaft also, die den Interessen der Konzernen diene.
Gegenüber der ZEIT räumte der britische Umweltminister im Jahre 2000 ein:
"Es ist mir sehr wohl bewusst, dass es heute schwierig ist, in solchen Fragen unabhängige Wissenschaftler zu finden." [1]
Die Entwicklung von „Genetic Use Restriction Technology“ (GURT), besser bekannt unter der Bezeichnung „Terminator-Technologie“ ist ein weiterer, sehr bedenklicher Akt des Unternehmens.
Die genetischen Eingriffe sollen die Fortpflanzungsfähigkeit der zuvor bereits gentechnisch veränderten Pflanzensorten verhindern und ist letztlich zur Sicherstellung des Schutzes geistigen Eigentums entwickelt worden.
Die daraus resultierenden Gefahren liegen auf der Hand: Einschränkung der Biodiversität, Verringerung der Fertilität, Unterbindung von Auskreuzung und nicht zuletzt über die Nahrungskette unberechenbare Folgen für den Menschen.
Offiziell heißt es, keine der bisher patentierten GURT-Technologien seien bisher auf dem Markt zugelassen worden. Wie weit Umweltaktivisten mit ihrer Kritik richtig liegen, dass Monsanto diese Terminator-Technologie bereits einsetzte, ist unklar. Monsanto bestreitet jede Verwendung dieser Technologie.
Die zunehmende Patentierungswut des Unternehmens dehnt sich auf geradezu alle Bereiche aus, darunter auch das Bestreben, Fleisch von Tieren, die mit genveränderten Pflanzen ernährt wurden, zu patentieren. [2]
Das Europäische Patentamt erteilte Monsanto 2013 ein Patent auf Broccoli aus konventioneller Zucht. Hiermit wurde dem Unternehmen Tür und Tor geöffnet, zunehmend die komplette Nahrungs- und damit Lebensgrundlage zu patentieren und kontrollieren. [3]
Christoph Then, Patentberater von Greenpeace dazu:
„Wenn die Entwicklung am Europäischen Patentamt so weitergeht, wird es in ein paar Jahren kaum noch patentfreies Saatgut geben. Konzerne wie Monsanto, Syngenta und Dupont werden dann in Europa darüber bestimmen, was angebaut wird, welche Lebensmittel in den Handel kommen und was sie kosten.“ [4]
In den USA wechseln Monsanto-Angestellte ins Parlament und gerne auch mal zurück. Was das im Zusammenhang mit TTIP bedeutet, ist seiner gesamten Fülle kaum fassbar und darf im Zusammenhang mit der Geschäftspraxis von Monsanto als Angriff auf alles Natürliche verstanden werden.
An vielen Orten Deutschlands finden am 23. Mai Protestveranstaltungen gegen die Praxis von Monsanto statt.
Eine Übersicht findet sich hier:
https://www.facebook.com/MarchAgainstMonstanto/events?key=events
Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die heimatliche Saarbrücker Veranstaltung:
https://www.facebook.com/events/368953533315160/
Alle, denen das Natürliche am Herzen liegt und die Gefahren dieser monopolisierenden Geschäftspraxis bewusst ist, die zunehmend jeden Lebensbereich des gesamten Planeten beeinträchtigt, seien hiermit aufgerufen teilzunehmen und so viele Freunde, Bekannte und Verwandte wie möglich mitzubringen.
Es geht um nichts Geringeres, als unsere Zukunft und die unserer Kinder!
Quellen:
[1] http://www.zeit.de/2000/31/200031.multisserie_4_ne.xml
[2] http://derstandard.at/1271375366299/Monsanto-will-Patent-auf-Schweinefleisch
[3] http://www.greenpeace.de/themen/gekoepfter-brokkoli-patent-fuer-monsanto
[4] http://www.greenpeace.de/presse/presseerkl%C3%A4rungen/neues-tomaten-patent-fuer-monsanto