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17.06.2015

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Der Zweck der Arbeit nach Aristoteles

- Ein Kommentar von Holger Schatz -


Der Zweck der Arbeit ist für Aristoteles stets die Nicht-Arbeit. Arbeiten, um Arbeit zu sparen. Ein Werkzeug wird erfunden, um die anstehende Arbeit so knapp wie möglich ausfallen zu lassen. Bedeutung gewinnen diese Worte erst, wenn man bedenkt, dass sich heute die Zweck-Mittel-Relation der Arbeit ins genaue Gegenteil verwandelt hat. Heute ist Arbeit immer weniger Mittel, sondern Zweck. Arbeit findet statt, damit weitere Arbeit stattfindet. Der Ausgangspunkt für Arbeit ist in den seltensten Fällen ein sich aufdrängender Mangel, ein Missstand, irgendetwas also, das zu einer bewussten Entscheidung für den Einsatz von Arbeit führt. Wer schon einmal jemanden kennen gelernt hat, der sich selbstständig machen will, aber noch nicht weiß, mit welcher Idee, dem wird der Gedanke nicht so fern liegen, dass wir letztlich in einer Gesellschaft leben, die einer gigantischen Arbeitserfindungsanstalt gleich kommt.

In einer Fernsehdebatte präsentierte vor nicht allzu langer Zeit der Arbeitsmarktforscher Meinhard Miegel vom Bonner Institut für Wirtschaft und Gesellschaft die an sich sympathische Idee, die Deutschen könnten doch auf eines ihrer liebsten Hobbys, die Gartenarbeit, verzichten. Allerdings, nicht um mehr wilde Gärten oder weniger Rasenmäherlärm, sondern »neue Beschäftigung« zu ermöglichen.

Der langjährige wissenschaftliche Berater des »Bündnis für Arbeit«, Wolfgang Streeck vom Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, argumentiert da schon etwas seriöser, wenn er wie jüngst in einem Gewerkschaftsmagazin für den weiteren Ausbau des Niedriglohnsektors plädiert: »Ob eine Beitragsentlastung geringerer Einkommen dazu führt, dass noch mehr Hamburger gegessen werden, geht den Arbeitsmarktpolitiker nichts an; über Geschmack sollte er nicht streiten. Wer erst politisch klären will, was "gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeit" ist, um dann für diese "Arbeitsplätze einzurichten" der mag es gut meinen. Das ist aber schon das Beste, was man über ihn sagen kann.« Deutlicher kann die Absurdität eines selbstbezüglichen Systems »Arbeit« eigentlich nicht auf den Begriff gebracht werden. Hauptsache Arbeit. Was, wie und warum gearbeitet werden soll, hat nicht zu interessieren.



 

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